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Freundesbriefe

Freundesbrief Juni 2008

Juni 2008

Liebe Freunde,

die Schlagzeile der letzten Wochen war: „Die Townships brennen wieder“ In den letzen Wochen wurden Asylbewerber und Einwanderer aus anderen afrikanischen Staaten Opfer der allgemeinen Frustration in den Armenvierteln und wurden erbarmungslos ermordet, vergewaltigt oder ausgeraubt.

„Bekommst du diesen Hass auch zu spüren?“ werde ich des Öfteren gefragt. Ich wurde nicht bedroht, aber ich spüre, dass der Hass zwischen den Rassen wieder ausbricht. In den letzen Wochen wurde ich des Öfteren wegen meiner Hautfarbe angefeindet und beleidigt. Die Konflikte zwischen den einheimischen Stämmen nehmen zu und ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns gerade auf einem Pulverfass befinden.

Kinderhort:
Eure Spenden machten es möglich, dass wir einen Kinderhort eröffnen können. Ab dem 1.7. werden 12 Kinder die ganze Aufmerksamkeit unserer beiden Erzieherinnen Octavia und Ntuli fordern. Nächstes Jahr sollen noch 15 weitere Kinder aufgenommen werden. Jeder möchte uns seine Kinder anvertrauen, denn jeder meint, seiner Familie geht es am schlechtesten. Bei der Auswahl der Kinder haben wir gerade Probleme mit Eifersüchteleien und wir können nur mit Hilfe des „Slumkomitees“ die Kinder auswählen, denn diese kennen die Situation der Familien am besten.
Es muss noch viel bedacht werden, was den Tagesablauf und die Versorgung der Kinder betrifft. Bitte betet für einen gesegneten Start.

Senzo:
Mein fünfjähriger Pflegesohn hat sich gut eingelebt. Er entdeckt gerade die Welt und freut sich über alles. Jede Mahlzeit ist etwas Besonderes für ihn, jedes saubere Kleidungsstück ein Grund zum Freudentanz und er liebt das Baden am Abend.
Er hat jedoch große Angst davor, dass ihn seine Familie oder die Sozialarbeiter hier wieder wegholen und seine ersten englischen Wörter waren: Mum Senzo no going… (Mama Senzo geht nicht) Ich darf Side 11 (Anm.: der Slum, in dem er lebte) in seiner Gegenwart nicht erwähnen, denn dann fängt er sofort an zu weinen, läuft zur Tür oder versteckt sich. Er hat panische Angst vor seiner Oma und den Onkeln.
In seinem Kindergarten wird er jedoch Gott sei Dank sehr liebevoll betreut und bei den Kindern ist er sehr beliebt.
Die Gerichtsverhandlung, in welcher mir Senzo endgültig zugesprochen werden soll, findet nun am 25.6. um 9 Uhr statt. Das Wiedersehen mit seiner Familie wird ihn bestimmt wieder sehr verunsichern. Bitte betet für einen guten Verlauf.

Eure Martina