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Freundesbriefe

Freundesbrief Oktober 2014

22.10.2014

Liebe Freunde,

ich hoffe, dass es euch allen gut geht. Der Frühling hat hier in Südafrika auch endlich die nasskalten Tage vertrieben. Für uns ist es normal, unsere „Kleinsten” bei kaltem Wetter „einzupacken”. In den Townships tragen die Kinder einen Pyjama unter ihrem Jogginganzug. Das ist alles und sie frieren. Auf unserem Besuchsdienst „Von Hütte zu Hütte” sahen wir in den letzten Monaten viele Kinder, die eine am Stock befestigte Konservendose mit offenen Feuer um sich herumschleuderten, um sich zu wärmen. Vielen fehlte warme Kleidung und eine Decke. Dank Eurer Spenden konnten wir für 400 Kinder Decken und warme Kleidung kaufen. Eure Spenden machten es auch wieder möglich, eine warme Mahlzeit verteilen zu können, die bei dem kalten Wetter noch viel bedeutsamer zu sein schien.

Es war sehr bewegend zu sehen, wie die Kinder die Mahlzeit vor lauter Hunger fast in sich hineinschütteten und jede Minute ausgenutzt wurde, ihre Gesichter, Hände und Bäuche mit den warmen Bechern aufzuwärmen. Danke für alles! Jeder Cent trägt dazu bei, dass wir diese Arbeit hier machen und uns um die vergessenen Kinder kümmern können.

Nun möchte ich euch aber auch noch am aktuellen Geschehen in unseren beiden Zweigen in Pietermaritzburg und Kapstadt beteiligen. In Kapstadt mussten wir unsere Eröffnungsfeier der Pagamani-Tagesstätte absagen. Wir wurden von einer Behörde gewarnt, diese Veranstaltung durchzuführen. Da wir in Phillippi inzwischen bekannt sind, sagte man uns, dass wir anstatt mit 200 wohl mit 1000 Menschen rechnen müssten, welche mindestens eine große Mahlzeit mit Getränken, sowie Tee und Gebäck erwarten. Und „wehe”, wenn nicht genug da ist… Wir nahmen diese Warnung ernst, um uns und andere nicht unnötig in Gefahr zu bringen.

Erinnert ihr euch? Unsere Tagesstätte” Pagamani” im Township Phillippi soll eine sozialpädagogische Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sein, eine persönlichkeitsstärkende Förderung unter einem Dach. Es gibt viele Möglichkeiten, mit denen Einzelpersonen oder auch Gruppen diese Arbeit von Bambelela dort unterstützen können. Im Juni haben wir ein mobiles Ärzteteam der „Desmond Tutu-Stiftung” nach Pagamani eingeladen, um Kinder zu untersuchen, zu behandeln und zu impfen. Für diese Aktion waren die Bewohner Phillippis besonders dankbar, denn die staatlichen Gesundheitszentren sind restlos überlaufen und die Wartezeiten lang. Deswegen bleiben viele Mütter zu Hause und den Kindern fehlt es an medizinischer Grundversorgung. Außerdem fanden vormittags Praxisworkshops für Mütter in Gartenplanung und Matten knüpfen statt.

In den letzten Monaten ging die Schlagzeile „Tödliches Ritual in den Bergen” durch die Presse. Die traditionelle Beschneidung ist so alt wie das Volk der Xhosa in Südafrika. Es markiert den Übergang vom Jungen zum Mann. Einen Monat verbringen die Jungen im Alter von 16-18 Jahren im Winter in den Bergen. Sie müssen fasten. Nach einer Woche Einsamkeit taucht der „Beschneider” auf, trennt die Vorhaut ab und behandelt die Wunde mit Kräutern und Verbänden aus Tierfell. Dieses Ritual, oft von medizinischen Laien durchgeführt, hat in diesem Jahr viele Jungen das Leben gekostet oder sie wurden durch den Verlust der Geschlechtsteile zu Krüppeln. Schon 12-13-Jährige werden beschnitten. Aus diesem Grund fand in Pagamani ein von dem Gesundheitsamt durchgeführter Workshop zu Thema „Beschneidung” statt. 30 Väter nahmen daran teil und ließen sich eindringlich warnen.

Eine junge, zurzeit arbeitslose Frau aus meiner Hillsong-Gemeinde führt in den Pagamani-Räumen jeden Tag traditionelles Tanzen für Kinder und Jugendliche durch. Eine Lehrerin aus der Schule meines Pflegesohnes bietet montags und freitags Hausaufgabenhilfe an, die von 15 Kindern angenommen wird. Ich freue mich über das Entstehen dieser Tagestätte mitten im Slum. Für die Kinder ist es ein Treffpunkt. Sie sind sicher und nicht mehr den Gefahren der Straße ausgesetzt.

In unseren Straßengottesdiensten in Capricorn und Phillippi hörten die Kinder in den letzten Wochen aus dem Leben Josephs, der viele schlimme Dinge erlebte, jedoch mit Gottes Hilfe nicht aufgab. Die Kinder lieben diese Geschichten. Diejenigen, die nicht kommen konnten, ließen sich die Geschichte von Lulama, unserem Mitarbeiter in Phillippi, nacherzählen. Die gläubigen Kinder wurden ermutigt, so wie Josef Versuchungen im Alltag zu widerstehen und sich zu Gott zu halten. In Capricorn beschlossen einige Kinder, keine Drogen mehr zu verkaufen und mit Prostitution aufzuhören. Eines meiner „Sorgenkinder” beschloss aus seiner Bande auszusteigen und meinte, Gott könnte ihn vor den anderen Bandenmitgliedern so beschützen, wie er Josef im Gefängnis beschützte.

Die Mitarbeiter in Pietermaritzburg freuen sich über eine große Anzahl von Kindern in den in vier Townships durchgeführten Straßengottesdiensten und darüber, dass die Jugendlichen wieder zum Gottesdienst kommen. Das Team in Pietermaritzburg braucht aber auch gerade ganz besonders unsere Fürbitte. Nach einer Landverteilung brach ein gewaltsamer Konflikt zwischen Zulus und Coulereds (Mischlingen) aus. Beim Abholen unserer Kinder in den Kindergarten wurde unser VW Bus mit Steinen beworfen und stark beschädigt. Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Für unsere Mitarbeiter ist es momentan gefährlich , in die Townships zu gehen, aber sie wollen nicht im Büro bleiben, sondern sagten mir am Montag: „Marti, wir gehen unter dem ‚Schirm des Höchsten‘. Don‘t worry!“

Auch dieses Jahr möchten wir mit den Kindern wieder die Geburt unseres Herrn Jesus Christus feiern. Die Kinder in den Slums erwarten kein Weihnachtsgeschenk. Viele sind froh, wenn es Weihnachten überhaupt eine gute Mahlzeit mit Fleisch gibt. Wir möchten 1500 Kindern ein Weihnachtsgeschenk machen und zwar eine kleine Tüte mit einem Spielzeug, einer Zahnbürste, einem Stift und Süßigkeiten. Wer kann uns helfen, diese Extrasumme für Weihnachtsgeschenke aufzubringen?

Vom 12.12.14 – 14.1.15 bin ich wieder in Deutschland, um in Kirchen und Gemeinden von meiner Arbeit zu berichten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Euch.

Gottes Segen wünscht euch von ganzem Herzen

Martina Thiemann und euer Bambelelateam aus Südafrika